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Marke Eigenanbau. Schnittblumen aus dem eigenen Garten

SchnittblumenSchnittblumen

Wir kaufen regionales Bio-Gemüse, fahren mit dem Fahrrad zur Arbeit, kleiden uns nachhaltig und legen unser Augenmerk auf plastikfreie Produkte. Wie aber sieht es aus, wenn wir unseren Lieben etwas durch die Blume sagen möchten? Woher kommt der bunte „Blumengruß“? Der konventionelle Blumenhandel setzt höchst selten auf regionale, saisonale und nachhaltige Schnittblumen. Meist kommen diese aus den Niederlanden, wo sie entweder in beheizten Gewächshäusern gezogen oder in großem Stil aus Afrika und Lateinamerika importiert werden. Und das hat leider mehr als eine Schattenseite.

Die dunkle Seite der Pracht

Rund 40 Euro gibt jeder Deutsche pro Jahr im Durchschnitt für Schnittblumen aus. Die Rose ist dabei – kaum überraschend – mit Abstand die Beliebteste. Aber auch Tulpen und Chrysanthemen werden gern gekauft. Die meisten von ihnen stammen aus Niedriglohn-Ländern wie Kenia, Sambia und Äthiopien oder von lateinamerikanischen Plantagen in Ecuador und Kolumbien, wo sie meist unter fragwürdigen Arbeitsbedingungen und einem hohen Einsatz von Pestiziden produziert werden. Selbst in jenen Blumen, die das Fairtrade-Siegel tragen, wurden Rückstände von Fungiziden und Insektiziden nachgewiesen, ganz zu schweigen von dem großen ökologischen Fußabdruck, den auch die fair gehandelten Blumen durch den hohen Wasserverbrauch in den eher trockenen Anbaugebieten und die langen, gekühlten Transportwege hinterlassen. Schnittblumen unterliegen im Gegensatz zu Lebensmitteln keiner Herkunftskennzeichnungspflicht, genauso wenig gibt es Grenzwerte für die Rückstände schädlicher Chemikalien. Mehr als genug Gründe dafür, hier mehr Haltung zu zeigen, damit zukünftig nur das in die Vase kommt, was dem Nachhaltigkeitsgedanken Rechnung trägt.

Blumenbranche in Bewegung. Slow Flowers

Die amerikanische Autorin Debra Prinzing brachte im Jahr 2013 mit dem Begriff „Slow Flowers“ den Stein für einen regionalen, saisonalen und nachhaltigen Schnittblumenanbau ins Rollen. Und inzwischen treibt die Slowflower-Bewegung auch in Deutschland vielerorts Blüten. Die Zahl der Gärtner*innen und Florist*innen, die sich der Bewegung angeschlossen haben, ist mittlerweile auf mehr als 30 Mitglieder aus ganz Deutschland angewachsen. Ihr gemeinsames Prinzip ist ein ökologisches Wirtschaften im Einklang mit der Natur. Die sogenannten „Flowerfarmer“ lassen ihre saisonalen Schnittblumen auf kleinen Flächen ohne den Einsatz von Pestiziden und genmanipulierten Pflanzen gedeihen. Die Anzucht erfolgt möglichst auf der Grundlage biologischen Saatguts. Zudem werden die Schnittblumen auf kurzen Vertriebswegen und mit einer plastikfreien Verpackung an den Mann respektive die Frau gebracht. Sie kommen mit Lastenfahrrädern, mit der U-Bahn, aus dem Blumenladen um die Ecke oder sie werden von den Kund*innen direkt frisch vom Feld gepflückt.

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Nachhaltiger geht es kaum, oder? Vielleicht doch: mit liebevoll von Hand gezogenen Schnittblumen aus dem eigenen Garten. Katharina Heberer, unsere Produktmanagerin für den Bereich Garten und Autorin des Manufactum-Gartenjahrs, erklärt, wie Sie dabei vorgehen können.

Inwiefern passt das Slow-Flower-Konzept zum Manufactum-Prinzip?
Katharina: Das passt in vielerlei Hinsicht zu uns, zu nennen wären die Stichworte Saisonalität, Regionalität, Vielfalt, biologisch produzierte, unbelastete Pflanzen und kurze Transportwege, die in unserem gesamten Sortiment Berücksichtigung finden. Durch den Anbau der Blumen im eigenen Garten, findet – wie auch beim Gemüseanbau – eine Rückbesinnung auf die naturgegebenen Saisons und Jahreszeiten statt. Es geht eben nicht immer alles zu jeder Zeit. Das ist aus meiner Sicht keine Einschränkung, sondern ein Zugewinn, weil man so wieder die typischen Frühjahrs-, Sommer- und Herbstblumen kennenlernt, die unseren Eltern oder Großeltern noch sehr geläufig waren. Es können zudem heimische oder sogar regionaltypische Arten gewählt werden, die an ihren gewohnten Standorten problemlos wachsen. Generell ermöglicht der eigene Anbau auch die „Produktion“ vollkommen pestizidfreier Blumen – einige von ihnen sind ja sogar essbar – ohne den Einsatz von übermäßiger Düngung und Energie, da sie im Freiland und nicht in beheizten, künstlich beleuchteten Gewächshäusern wachsen. Dies sind Kriterien, die auch bei der Auswahl unseres Pflanzensortiments maßgeblich sind. Nicht zuletzt finden Sie bei uns eine große Vielfalt an historischen, fast vergessenen Sorten, die eben nicht zum üblichen Standardsortiment eines Blumenladen gehören. Und die Transportwege – die könnten natürlich kürzer nicht sein. Die Schnittblumen wandern schließlich aus dem heimischen Garten direkt in die Vase.

Wo schaffe ich Platz für meine Schnittblumen?
Katharina: Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten. Sie können ein reines Schnittblumenbeet anlegen. Dabei ist zu beachten, dass es nicht zu breit wird, denn so können Sie das Beet pflegen und die Blumen schneiden, ohne dabei die Pflanzen zu beschädigen. Schön ist auch ein schmaler Randstreifen entlang an Zäunen, Mauern und Wegen. Wer einen großen Gemüsegarten mit mehreren Beeten zur Verfügung hat und dort Fruchtfolgen einhält, kann auch in jedem Jahr, immer reihum wechselnd, ein Beet für Blumen freihalten und dem Boden damit eine „Gemüse“-Ruhephase gönnen. Das entspricht grob dem Prinzip der Vierfelderwirtschaft – das „Blumenjahr“ ist dann das Jahr der Brache.

An welchem Standort gedeiht mein Blumenfeld am besten?
Katharina: Fast alle Blumen benötigen einen sonnigen Standort zum guten und gesunden Gedeihen und auch, um eine gute Standfestigkeit zu entwickeln. Das ist wichtig für die Haltbarkeit in der Vase. Die Ansprüche an den Boden sind unterschiedlich, aber meist moderat. Die meisten Blumen kommen mit einem normalen guten Gartenboden zurecht. Manche von ihnen, zum Beispiel Akeleien und Kornblumen, gedeihen auch auf sandigen Böden. Sehr üppig blühende Blumen brauchen in der Regel mehr Dünger als die eher wilden, filigranen Arten. Am besten ist es, wenn Sie Pflanzen mit ähnlichen Ansprüchen zu Gruppen zusammenfassen.

Wie bereite ich das Beet für die Aussaat vor?
Katharina: Am besten Sie beginnen mit der Bearbeitung der Fläche bereits im Oktober des Vorjahrs. Der Boden sollte durchgezogen und gründlich gelockert werden – wird ein neues Stück Beet geschaffen, diese Fläche gegebenenfalls einmal durchfräsen. Unkraut und größere Steine werden entfernt. Dann eine gute Schicht Kompost aufbringen oder mit viel Laub und feinem Astschnitt mulchen. Wichtig ist, dass der Boden im Winterhalbjahr bedeckt ist und die Bodenlebewesen, geschützt vor Starkregen, Erosion und Starkfrost – zu Werke gehen können. Im Frühjahr, einige Wochen vor der Aussaat, sollten noch einmal alle Unkräuter, vor allem Wurzelunkräuter wie Löwenzahn oder Gänsedistel, entfernt werden. Die obere Bodenschicht dann noch ein- bis zweimal flach durcharbeiten und dicke Erdklumpen zerschlagen, damit zur Aussaat ein feinkrümeliger Boden vorliegt.

Was muss ich bei der Aussaat beachten?
Katharina: Die direkte Aussaat ins Beet erfolgt je nach Art von Anfang Mai bis Mitte Juni. Eine frühere Aussaat ist nur dann möglich, wenn die durchschnittliche Bodentemperatur bei 10 bis 15°C liegt und ausreichend Feuchtigkeit vorhanden ist. Wichtig ist, dass nicht zu dicht gesät wird, sonst werden die Pflanzen zu hoch, bleiben schmächtig und können umfallen. Als Faustregel gilt: fünf Gramm Saatgut pro Quadratmeter. Um solch eine kleine Menge auf der Fläche gleichmäßig verteilen zu können, sollten Sie das Saatgut mit Sand vermischen oder Sie verwenden Maisschrot zur „Verlängerung“. Anschließend das Saatgut leicht einharken oder andrücken und die Fläche feucht halten bis die Keimblätter zu erkennen sind. Sie können die Blumen auch im Haus vorziehen und sie dann, als kleine Pflänzchen, schon zeitiger ins Freiland setzen. Sie blühen dann deutlich früher als das bei der Direktaussaat ins Freiland der Fall ist. Auch bei den vorgezogenen Pflänzchen und eventuell noch ergänzenden Schnitt-Stauden sollten Sie einen ausreichenden Pflanzabstand einhalten.

Welche Pflanzen eignen sich als Schnittblumen?
Katharina: Zum Schnitt eignen sich vor allem einjährige Blumen wie Kosmeen, Löwenmäulchen, Goldlack, Wicken oder Nelken. Daneben sind auch viele Stauden wie Sonnenhut, Rittersporn, Phlox, Astern oder Schafgarbe und generell auch alle Dahlien sehr gut als Schnittblumen geeignet. Einige von ihnen bilden einen schönen Samenstand oder lassen sich gut trocknen und machen damit auch im Winter eine gute Figur in der Vase. Die Kombination mit Stauden verhindert, dass das Beet nach dem Absterben der Einjährigen völlig leer ist. Aus der Gruppe der Gehölze sind vorrangig die verschiedenen Fliedersorten zu nennen, ebenso wie einige Rosen. Äste von Zierapfel, Pfirsich oder Kornelkirsche können im Winter geschnitten und in der Vase zu Blütenzweigen vorgetrieben werden. Wenn Sie also geschickt kombinieren, können Sie in Ihrem Garten vom Frühjahr bis in den Winter hinein Ihren Vasenschmuck ernten.

Wie gedeiht mein Blumenbeet am besten?
Katharina: Vor allem in der Phase der Keimung und des Auflaufens müssen Sie das Blumenbeet ständig feucht halten und von Zeit zu Zeit die Beikräuter entfernen. Sind die Pflanzen zu eng gesät, vereinzeln Sie sie, dann wachsen sie gesünder und kräftiger. Wichtig ist auch, dass kranke Pflanzen zeitnah entfernt werden, gerade wenn es sich um Pilzkrankheiten handelt. Gegen Blattläuse helfen natürliche Schädlingsbekämpfer wie Ohrwürmer und Marienkäfer, die sich mit geeigneten Nisthilfen leicht im Garten ansiedeln lassen. Und die lästigen Schnecken lassen sich mit Barrieren aus Kupfer oder Schafwolle aufhalten. Oder Sie bereiten auch dem Igel ein ansprechendes Quartier, dann geht er für Sie auf Schneckenjagd.